Der Sportunterricht kommt an deutschen Schulen immer noch zu kurz
Der Zustand vieler Turnhallen deutscher Schulen könnte fast vermuten lassen, diese stünden seit den 60er Jahren unter Denkmalschutz. Gleiches gilt für die Sportgeräte in den völlig überfüllten Geräteräumen. Das Leder des Turnkastens ist völlig abgenutzt, das Holz ist porös und die Rollen hören sich so an, als ob sie mal wieder einen Spritzer Öl vertragen könnten. Diese Geräte fördern zum einen nicht grade die Freude an Bewegung und nehmen zudem durch den hohen Zeitaufwand des Aufbaus unverhältnismäßig viel Zeit der eigentlichen Unterrichtszeit in Anspruch.
Sportunterricht ist eines der Unterrichtsfächer, welches am häufigsten ausfällt. Findet der Unterricht dann doch statt, unterrichtet am Mittwochmorgen oft Herr Schmidt, der dienstags doch eigentlich Geschichte unterrichtet und Freitagsmittags den Mathematikunterricht leitet. Auch wenn er ein klasse Mathematiklehrer ist, merkt man ihm dann doch an, dass er nie als Sportlehrer ausgebildet wurde. Ungewöhnlich ist das nicht, denn laut der Schulsportstudie SPRINT wird 50% des Sportunterrichts von Lehrern ohne Sportausbildung durchgeführt.
Doch gerade im Grundschulalter, wo die Bewegungs- und Koordinationserziehung die Basis für ein gutes und gesundes Körpergefühl schaffen soll, kann qualifizierter Unterricht selten gewährleistet werden. Das wird sicher ein Stück weit durch das Klassenlehrerprinzip gefördert, da Sport heute leider immer noch kein fester Bestandteil der Grundschullehrerausbildung ist.
Viele Experten prangern diese Entwicklungen seit Jahren besorgt an und fordern z.B. die „Tägliche Sportstunde“ um wenigstens 60 Minuten Bewegung pro Tag zu gewährleisten. Doch unabhängig von der Qualität der Vorschläge wird verstärkt deutlich, dass das Unterrichtsfach „Sport“ im Vergleich zu Fächern wie Deutsch oder Mathe vernachlässigt wird. Diese geringe Priorisierung von Bewegung im Schulalltag verwundert, wenn man bedenkt, dass Ärzte und Wissenschaftler dem Schulsport eine große Bedeutung zuschreiben. Experten weisen stets darauf hin, dass Sport auch auf die geistigen Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen einen durchweg positiven Einfluss hat.