„Wenn man glücklich ist, warum sollte man dann woanders hinwollen?“ – Interview mit Integion Geschäftsführer Swen Grauer
Als Student ist Swen Grauer bei der Telefonica (damals Viag Interkom) in München von Schreibtisch zu Schreibtisch gelaufen, um Mitarbeitende für den Sportkurs nach Feierabend zu motivieren. Kurze Zeit später gründete er die Integion GmbH, die dieses Jahr ihren 20. Geburtstag feiert. Integion betreibt über 20 firmeninterne Fitnessstudios und berät Unternehmen zu allen Themen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements. In unserem Interview spricht er über die Kraft von Sport und die Verantwortung von Unternehmen gegenüber den Mitarbeitenden.
Fangen wir ganz allgemein an: Warum sind Sport und Gesundheit wichtig für ein Unternehmen?
Gesunde Mitarbeitende führen für ein Unternehmen langfristig zu höherer Wertschöpfung. Auf der einen Seite reduzieren Unternehmen durch höhere Gesundheit der Mitarbeitenden extrem die Kosten, da gesunde Menschen einfach weniger Krankheitstage aufweisen. Auf der anderen Seite wird die Produktivität gesteigert, indem die Mitarbeitenden leistungsfähiger sind, da sie mehr Power haben. Als Arbeitgeber ist man regelrecht in der Verantwortung, die Erwerbsfähigkeit der Mitarbeitenden auf einem hohen Niveau zu halten oder auch dahin zurückzubringen. Dafür ist die Gesundheit ein entscheidender Faktor.
Durch Sport wird die Gesundheit natürlich auch gefördert. Mentale Gesundheit hat den Diskurs in der letzten Zeit angeführt und es ist wichtig, dass die Psyche endlich einen höheren Stellenwert erhält, nachdem sie lange wenig beachtet wurde. Was mir dabei aber etwas zu kurz kommt ist, dass ebenfalls der physische Sport der psychischen Gesundheit hilft, da beispielsweise Endorphine ausgeschüttet werden und der Stoffwechsel angeregt wird. Vor allem im Bereich der Resilienz kann man viel erreichen, wenn man sportlich ist.
Darüber hinaus fördert Sport mit den Kolleginnen und Kollegen den sozialen Austausch und erhöht die Identifikation der Mitarbeitenden mit dem Unternehmen.
Wie können Sport- und Gesundheitsangebote für mehr Identifikation und Arbeitgeberattraktivität sorgen, um die besten Mitarbeitenden für das Unternehmen zu gewinnen und zu halten?
Neben den Klassikern Bezahlung und Urlaubstagen werben Unternehmen ja schon längst mit kostenlosen Benefits, die sie ihren Mitarbeitenden anbieten. Dazu gehören ebenfalls firmeneigene Fitnessstudios oder Gesundheitsprogramme. Personen, die diese Benefits nicht nur angeboten bekommen, sondern sie auch annehmen, identifizieren sich stärker mit dem Arbeitgeber. Wenn dabei Bewegung Freude bringt, macht man sie gern. Freude macht glücklich. Und wenn man glücklich ist, warum sollte man dann woanders hinwollen?
Seit 2020 arbeiten viele Menschen von zuhause, andere gehen weiterhin ins Büro. Wie hat sich die Gesundheitsförderung wegen diesen Umständen verändert?
Natürlich haben wir in unseren Studios, wie auch die Fitnessstudios am freien Markt, einen Rückgang der Mitglieder hinnehmen müssen, da viele Menschen im Home Office sind. Deshalb haben wir kurzfristig eine Vielzahl unserer Angebote digitalisiert. Im Zuge der Pandemie ist die Notwendigkeit für hybride Konzepte entstanden, die wir mittlerweile erfolgreich in den Unternehmen umsetzen.
Innerhalb des Betrieblichen Gesundheitsmanagement ist die Gesundheitsförderung für Arbeitgeber und Arbeitnehmer freiwillig. Wenn ein Arbeitgeber schon Programme anbietet, wie gelingt eine hohe Partizipation?
Vorab sollte man über die Freiwilligkeit sprechen. Rein rechtlich basiert es auf Freiwilligkeit als Unternehmen gesundheitsfördernde Maßnahmen anzubieten, dieser Gedanke ist jedoch überholt. Es ist eine klare Businessentscheidung, wenn man sich als Unternehmen überlegt, wie man die Produktivität steigern und gewisse Kosten reduzieren kann. Alle Shareholder des Unternehmens, also Kunden, Investoren, Mitarbeitende und der Markt, fordern es mittlerweile, dass man sich um sein Umfeld und die Umwelt kümmert. Und da gehört eine nachhaltige Investition in die Mitarbeitenden ganz eindeutig dazu.
Wenn ein Unternehmen dann gesundheitsfördernde Maßnahmen anbietet, ist entscheidend, wie man kommuniziert und motiviert. Die Menschen im Unternehmen müssen an die Hand genommen werden, dann bekommt man sie in die Sport- und Gesundheitsprogramme. Integion Mitarbeitende verbringen einen Großteil ihrer Arbeitszeit damit, die Menschen im Unternehmen anzusprechen und abzuholen. Denn mit einer E-Mail ist es nicht getan. Der persönliche Kontakt ist unverzichtbar, wodurch wir Teilnahmequoten von 50-70% der Belegschaft erreichen.
Zum Abschluss vielleicht noch ein Tipp: Gibt es eine einfache Sofortmaßnahme, die jede Firma anwenden kann, um die Menschen im Unternehmen gesünder zu machen?
Gesundheit ist ein Nachhaltigkeits-Thema. Maßnahmen machen sich erst nach ein paar Wochen oder Monaten bemerkbar. Wer wirklich die Gesundheit der Belegschaft verbessern möchte, dem bleibt nichts anderes übrig, als langfristig zu denken.
Allerdings können ein Obstkorb, der jede Woche aufgefüllt wird oder eine aktive Pause ein Anfang sein. Das freut die Mitarbeitenden und ist mit relativ wenig Aufwand verbunden.